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Resilienz

Was ist das eigentlich? Kann man das trainieren?

 

 Resilienz (Video)

„Was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Nur die Harten kommen in den Garten“ lauten zwei alte Sprichwörter. Beide suggerieren, dass ein Mensch erst einmal Leid erfahren müsse, bevor er gestärkt aus einer stressigen Situation hervorgehen kann.

In Fachkreisen werden Menschen, die traumatische Erlebnisse oder Schicksalsschläge scheinbar ohne bleibende Schäden wegstecken als resilient bezeichnet. Doch was steckt hinter dem neumodischen Begriff der Resilienz? Was für eine Bedeutung haben die sieben Säulen der Resilienz?

Resilienz in der Literatur

Der Begriffs Resilienz, welcher von dem lateinischen Wort resilire abstammt, kann mit „zurückspringen“ oder auch „abprallen“ übersetzt werden und wird oftmals mit Widerstandsfähigkeit oder Widerstandskraft gleichgesetzt. Das Gegenteil von Resilienz ist Vulnerabilität

Resilienz in verschiedenen Fachgebieten:

Ø  Ingenieurswissenschaften:

o   Fähigkeit, bei einem Totalausfall nicht vollständig zu versagen

Ø  Energiewirtschaft:

o   Ausfallsicherheit in der Energieversorgung

Ø  Biologie:

o   Fähigkeit eines Ökosystems, nach einer Störung zum Ausgangszustand zurückzukehren

Ø  Literatur und Film:

o   Heldengeschichten/Märchen über Resilienz wie z.B. Bremer Stadtmusikanten, die erst viel Leid ertragen müssen, bevor sie erfolgreich werden

 

Psychologie und Gesundheitsforschung (Video)

Im Feld der Psychologie und Gesundheitsforschung gilt Resilienz als die ressourcenabhängige und individuell unterschiedliche Fähigkeit, krisenbehaftete Lebensumstände ohne gesundheitliche Einbußen physischer oder psychischer Art zu bewältigen. Dabei werden unterschiedliche Modelle zur Erklärung von Resilienz herangezogen, wie z.B. die Salutogenese, die sich mit der Entstehung von Gesundheit befasst.

Salutogenese

Die Salutogenese beschreibt ein Modell nach dem Medizinsoziologen Aaron Antonovsky, welches kognitive Bewältigungsstrategien zur Abwendung von Gesundheitsrisiken hervorhebt und dabei zentrale Fragestellungen untersucht:

       „Wie und warum werden Menschen krank und wie bleiben sie trotz vieler potentiell gesundheitsgefährdender Einflüsse gesund?“

       „Wie entsteht Gesundheit und wie wird sie gewahrt?“

       „Was ist das Besondere an Menschen, die trotz extremer Belastung nicht krank werden?“

Stressauslösende Einflüsse werden in drei Gruppen eingeteilt:

       Chemisch: z.B. Giftstoffe

       Biologisch: Viren, Bakterien etc.

       Psychosozial: Leistungsdruck, verminderte soziale Bindungen

Das Modell unterscheidet Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit, die bei der Anwendung und Bewältigung von Gesundheitsrisiken zu beachten sind. Es sei entscheidend, inwiefern Menschen eine Situation verstehen und sie somit auf ihre Ursachen analysieren können. Außerdem sei es wichtig, in welchem Maße Menschen ihre eigenen Ressourcen kennen, um Situationen handzuhaben. Letztlich müsse jeder Bewältigungsversuch vom Menschen als sinnvoll wahrgenommen werden.

Antonovsky war davon überzeugt, dass die genannten Einflussfaktoren darüber entschieden, ob ein Mensch krank oder gesund sei. Dabei bezeichnet er gesundheitsgefährdende Faktoren, die den Menschen krank machten als Disstress und solche, die der Körper mit seinen eigenen Ressourcen überwinden könne als Eustress.

Weitere mit Resilienz verwandte Begriffe / Modelle sind:

Ø  Hardiness

Ø  Coping

Ø  Selbsterhaltung

 

Resilienz – Alles eine Sache der Gene oder des Trainings? (Video)

Einfluss der Gene auf Umgang mit Stress

·       Bestimmte Gene ( z.B. „5-HTTLPR“) beeinflussen, wie gut das Glückshormon Serotonin im Gehirn an- und abgebaut oder ein Stresshormon Nor-adrenalin abgebaut werden kann

·       Resilienz scheint weiterhin abhängig von anderen physiologischen Voraussetzungen zu sein, wie z.B. der der Plastizität des Gehirns

·       Die gute Nachricht ist, dass die Mehrheit der Menschen diese physiologischen Voraussetzungen für Resilienz mitbringen

Kann Resilienz trainiert werden?

·       Gestresst zu sein, wird gesellschaftlich oftmals als Schwäche ausgelegt und nur ungern offen angesprochen

·       Ein einfacher Einstieg zu Resilienz ist somit die Akzeptanz, dass Stress zum und „Gestresst zu sein“ zum Leben dazugehören

·       Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Lösungsorientierung in Bezug auf die Rahmenbedingungen in unserem Leben, die darüber entscheiden, wie wir mit Stress umgehen:

o   Schlaf: Bessere Schlafqualität hilft, Stress besser zu verarbeiten

o   Atmung: Regelmäßige Atemübungen helfen, Spannungs- und Stresszustände abzumildern

o   Eustress: Training von Körper und Geist durch z.B. Sport und Meditation

o   Disstress minimieren: Gewohnheiten und Umfeld, die krank machen vermeiden, z.B. TV vorm Schlafen oder Streit mit Arbeitskollegen

·       Insgesamt geht es trotzdem darum, Stress nicht zu MINIMIEREN sondern zu OPTIMIEREN.

·       Eine gute Orientierung geben hierbei die 7 Säulen von Resilienz:

 

o   Akzeptanz: Stress gehört zum Leben

o   Lösungsorientierung: in Bezug auf Rahmenbedingungen, mit Stress umzugehen

o   Optimismus: In jeder negativen Erfahrung etwas positives wahrnehmen

o   Soziales Netzwerk: Rückhalt durch soziales Umfeld in schwierigen Zeiten

o   Selbstwirksamkeit: Opferrolle verlassen

o   Verantwortungsübernahme: Erkenntnis, den eigenen Lebensweg beeinflussen zu können

o   Zukunftsplanung: Stets vor Augen führen, dass man verschiedene Wahlmöglichkeiten hat

·       Dabei beansprucht das Modell der 7 Säulen von Resilienz nicht den Anspruch der Vollständigkeit, sondern bildet lediglich eine von vielen Sichtweisen ab

o   Man spricht beispielsweise manchmal von einer 8. Säule der Achtsamkeit

o   Die „American Psychological Association“ (APA) spricht außerdem von insgesamt 10 Resilienzfaktoren

 

Fazit: „Kommen nur die Harten in den Garten?“ (Video)

·       Per Definition bewältigen resiliente Menschen stressbedingte Anpassungen besser als weniger resiliente Menschen

·       Gleichzeitig macht Resilienz nicht unverwundbar

·       Resilienz – egal ob genetisch veranlagt oder durch Training erlangt – muss gefördert werden

·       Wer sich zu sehr schont und Konflikten aus dem Weg geht schwächt damit seine Widerstandskraft

·       Gutes Stressmanagement durch eine gute Balance von Eustress und Disstress steigert die Resilienz und sorgt dafür, dass

o   Ein Totalausfall nicht zum vollständigen Versagen des Systems führt

o   Bei einer Störung des körpereigenen „Ökosystems“, schnellstmöglich zum Ausgangszustand zurückgekehrt werden kann

o   Und so schließlich traumatische Erlebnisse und Schicksalsschläge ohne bleibende Schäden bewältigt werden können

 

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